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Ablauf

Der WalkAway hat wie jedes Ritual drei Phasen:

In der Phase 1 werden die Jugendlichen zwei Tage lang durch Natur-Übungen intensiv auf den eigentlichen Kern des Rituals vorbereitet.

Am Morgen des dritten Tages beginnt dann die Phase 2, die sogenannte „Solozeit“. Nach einer kurzen persönlichen Abschiedszeremonie übertritt jeder Jugendliche eine provisorische Schwelle aus Ästen und Steinen und geht in den Wald. Für 24 Stunden, also für einen Tag und eine Nacht lang, gilt er nun komplett als unsichtbar und vermeidet jeden Kontakt zu anderen Menschen und zu den anderen Teilnehmern.

Mit dabei hat jeder Jugendliche nur einen kleinen Rucksack mit Wechselwäsche, ein Tagebuch, eine Regenplane, eine Matte, einen Schlafsack und genügend Wasser. Er verzichtet jedoch auf jedes Essen, jeden Kontakt und gibt vorher sein Smartphone ab – ein fundamentaler Schritt in heutiger Zeit.

Am dritten Tage werden die Jugendlichen frühmorgens wieder aus dem Wald getrommelt, symbolisch wieder „sichtbar“ gemacht und von den Leitern begrüsst. Dies geschieht alles vor den Augen der bereits in der Nacht angereisten Eltern. Damit beginnt die Phase 3, die Rückkehr und Wiedereingliederung in die Gemeinschaft.

Hintergründe

In früheren Generationen galten Kinder und Jugendliche nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, weil sie noch "unfertige" Menschen waren. Erst als sie als "erwachsen" galten, konnten sie mit Rechten und Pflichten ausgestattet werden.

Der Übergang vom Kind zum Erwachsen wurde in der Familie, Clan oder Gesellschaft mit einem Ritual gefeiert. Es galt zu beweisen, dass der jetzt erwachsene Mensch Verantwortung für sich und der Gesellschaft, dem er sich angehörig fühlte, tragen kann.

Bei Religionsgemeinschaften wie im Judentum werden z.B. Jungen mit der Feier der Bar Mitzwa und Mädchen mit 12 Jahren als religiös volljährig, im Christentum mit der Feier der Firmung (mit 16 Jahren) bei den Katholiken und mit der Feier der Konfirmation (z.T. mit 15/16 Jahren) bei den Reformierten.

In unserer westlichen postmodernen Gesellschaft gelten Menschen als juristisch Erwachsen, wenn sie 18 Jahre alt geworden sind. Sie werden "automatisch" auf Grund des Alters als Vollmitglieder der Gesellschaft anerkannt, können politische Ämter bekleiden und Verträge abschliessen. Biologie oder psychologische Reife sind nicht ausschlaggebend.

Eigene Initiationsrituale erfinden junge Menschen in dem sie sich Mutproben aussetzten, die Fahrprüfung absolvieren, Auslandaufenthalte machen, ins Militär gehen usw.
In manchen Fällen führt ein fehlendes Übergangsritual zu Missverständnissen und Konflikten im Beruf und Partnerschaft.

Absicht

Der walkAway, was mit "geh deinen eigenen Weg" oder "geh weg" übersetzt werden kann, bietet dem jungen Menschen zwischen 15 und 26 Jahren einen Rahmen in der Natur, wo der Übergang von einer Lebensphase in einer neuen Lebensphase markiert und gefeiert werden kann. Eine Lebensphase gilt als abgeschlossen, wenn äussere oder innere Faktoren unwiderruflich ändern. Äussere Faktoren können der Schulabschluss sein, innere Faktoren können biologische Veränderungen sein (ich bin eine geschlechtsreife und zeugungsfähige Frau geworden - gilt auch für den Mann), die psychologische Reife, die unterschiedlich ausgeprägt sein kann oder soziale Umstände, wie der Bezug einer eigenen Wohnung, die Aufnahme einer ersten Arbeitsstelle oder der Entscheid für eine intime Partnerschaft.

Die Teilnehmenden werden eingeladen sich mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzen, eine wohlwollende Bilanz zu ziehen und mutig die Verantwortung für das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Durch die Bewältigung von Herausforderung wird die Komfortzone erweitert und das Selbstvertrauen gestärkt.

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